Designer entwerfen so genannte Fitnessmöbel, die den sportlichen Gedanken formschön oder originell in den Wohnbereich integrieren. Mit ihrer Hilfe kann zugleich trainiert und zum Beispiel Fernsehen geschaut werden.
Während der Olympischen Sommerspiele kommen so nicht nur die Athleten in Athen ins Schwitzen. «In den USA und England ist zu beobachten, dass Sport nicht mehr nur im Fitness-Studio stattfindet», sagt Peter Wippermann vom Trendbüro in Hamburg. «In manchen Clubs erinnert ein digitaler Coach per E-Mail oder SMS an die Übungen zu Hause und unterbricht den Kontakt, wenn seinen Anweisungen nicht gefolgt wird.» Der neue Trend heißt «Speed Wellness» – knapp bemessene Zeit wird effektiv genutzt, um den Körper fit zu halten: zu Hause, in der Mittagspause, auf dem Weg zur Arbeit.
Doch die Sache hat einen Haken: Wer will schon eine Trainingsbank im Wohnzimmer haben? Das teure Hightech-Laufband mag als Prestigeobjekt in manchem geräumigen Wohnzimmer noch gern gesehen sein, herumliegende Hanteln weniger. Das hat den Möbelvertrieb Ruhe und Raum in Münster-Sarmsheim (Rheinland-Pfalz) auf die Idee für «Fitness Furniture» gebracht: schöne Allzweck-Möbel mit sportlichem Mehrwert, die auch zwischen Ledercouch und Glasvitrine eine gute Figur machen sollen – außen ein edles Designer-Möbel, innen ein kleines Fitness-Studio, Hanteln, Thera-Band, Handschuhe und Trainingsanleitung inklusive.
«Ein interessantes Konzept, das gut zum allgemeinen Wellness-Trend in der Möbelbranche passt», so Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef. «Diese speziellen Möbel sind ein Nischenprodukt für ein wahrscheinlich eher kleines Publikum.» Anfang des Jahres haben Christiane Hippel und Partner von Ruhe und Raum ihre Kollektion «Move on up» vorgestellt, inzwischen sind die Fitnessmöbel im Handel.
Mit «Bob» wird die Bude zur Mucki-Bude: Die Fitnessbank sieht auf den ersten Blick aus wie eine normale Sitzbank, doch in zwei Schubladen warten unauffällig schwere Gewichte auf ihren Einsatz. Das CD-Regal «Zac» hat auf einer Seite Platz für 300 CDs, auf der anderen für Hanteln und Co. Couchtisch «Carl» hält nicht nur Fernbedienung und TV-Zeitschrift parat, sondern auch das passende Gerät für das Krafttraining in der Werbepause. «Mit den Fitnessmöbeln soll Sport so selbstverständlich werden wie Zähneputzen», so Hippel, die die Serie «Move on up» mit einem Team von Physiotherapeuten entwickelte.
Der olympische Gedanke inspirierte die Designer vom Studio Hartensteiner in Leipzig zu ihrer Kollektion «Heimspiel», die sie im Zuge der Olympiabewerbung ihrer Stadt entwarfen. «Dabei haben wir das Thema Sport ironisch betrachtet», so Jan Hartmann. Beim «Heimspiel» werden keine Sportgeräte versteckt, sondern – originell durchdacht – in Szene gesetzt.
Zum Beispiel gibt es da die blauen Mini-Turnmatten, die sich nicht nur als Unterlage für Rumpfbeugen und Yoga eignen. Übereinander gestapelt oder solo machen sie als bodennahe Sitzgelegenheit das Wohnzimmer zur sportlichen Lounge. «Mit den Turnmatten wollten wir den Sporteffekt im Heimbereich nutzbar machen», so Hartmann. Der Selbstständige weiß wie das ist, wenn keine Zeit für Fitness-Studio und lange Waldläufe bleibt: «Der Trend, dann einfach zu Hause Sport zu treiben, wird ganz sicher kommen.»
Sportlich nutzbar sind allerdings nur wenige Stücke der «Heimspiel»-Kollektion. Die vielen hundert Tennisbälle, aus denen eine extravagante Sitzbank wurde, machen keinen Aufschlag mehr mit. «Wir haben Objekte geschaffen, die zwar nur zum Teil für den Sport nutzbar sind, aber immer durch Erscheinungsform oder Material einen sportlichen Bezug symbolisieren», so Hartmann.
Auch die «fussballisierten Gegenstände» der Kollektion «fussideluxe» von der Berliner Agentur dan pearlman sind eher etwas für das Auge als für den Bizeps. Hier wurde der Fußball vom Stadion in die Stube geholt: Der «Soccer Hocker», eine kunstgrasbewachsene Bierkiste, machte den Anfang.
Hinzu kamen zum Beispiel die «Bundesliegen» – Sonnenliegen mit Bundesliga-Logo auf der Liegefläche – oder der «Coffee Cup», ein Kaffeetisch mit Spielfeldmuster, Zuckerstreuer und Kaffeekanne, aufgefädelt an drehbaren Kicker-Stangen. Sportgeräte sind das nicht. Aber vielleicht ermutigt ja wenigstens unterbewusst die grasgrüne Tapete – bisher das einzige käufliche Stück der Kollektion – zu einem spontanen Rasenkick.
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